Vor 3 Tagen
»Revolution für Wettervorhersage« – Satellit MTG-S1 erfolgreich ins All gestartet
Besserer Schutz vor Gewittern, Wirbelstürmen und Sturzfluten in Europa: Mit dem erfolgreichen Start des Satelliten Meteosat Third Generation Sounder 1 (MTG-S1) hat Europa einen wichtigen Schritt zur Stärkung seiner Widerstandsfähigkeit gegenüber extremen Wetterereignissen gemacht. MTG-S1 wird neue atmosphärische Daten liefern und damit frühere und genauere Warnungen ermöglichen, die Leben, Eigentum und Infrastrukturen schützen.
Am Dienstagabend hob der Satellit an Bord einer Falcon-9-Rakete der US-Firma SpaceX vom Kennedy Space Center in Florida ab. Auch ein Instrument zur Beobachtung der Luftverschmutzung startete mit dem Satelliten zusammen ins All.
WHAT…A…LAUNCH! 🚀
We’re thrilled at yesterday’s successful MTG-S1 & Copernicus Sentinel-4 launch, a huge congrats to all teams & partners involved 👏
MTG-S1 will deliver vital atmospheric data for earlier, more accurate warnings – helping protect lives & infrastructure.
📷 Images by SpaceX
— EUMETSAT (@eumetsat.int) 2. Juli 2025 um 11:01
Ein riesiger Kameradeckel aus Wien hat die Satellitenkamera während des Raketenstarts geschützt, zudem kam auch die zigfach bewährte Thermalisolation von Österreichs größtem Raumfahrtzulieferer, Beyond Gravity Austria, zum Einsatz, um den Satelliten vor der extremen Kälte und Hitze im Weltraum abzuschirmen.
In etwa 36.000 Kilometern Höhe soll der Infrarot-Sounder Daten zu Temperatur, Luftfeuchtigkeit und zu Spurengasen sammeln. Das kann helfen, sich schnell entwickelnde und möglicherweise gefährliche Wettergeschehen zu erkennen und vorherzusagen. „Indem jede halbe Stunde 1.700 Infrarotkanäle aufgenommen werden, können wir den Himmel in Schichten schneiden (…), damit Meteorologen genau sehen, was auf jeder Höhe passiert“, erklärte Tobias Guggenmoser von der europäischen Raumfahrtbehörde ESA.

MTG-S1 gehört zum MTG-Programm (Meteosat Third Generation), Europas neuer Flotte geostationärer meteorologischer Satelliten. © EUMETSAT
Der Satellit ist eine echte Neuerung. Denn laut der ESA verfügt Europa bisher bei geostationären Wettersatelliten nur über Imager, also Satelliten mit abbildenden Instrumenten, nicht aber über Sounder mit spektroskopischen Instrumenten. Der von der ESA im Auftrag von Wettersatelliten-Betreiber EUMETSAT entwickelte Flugkörper werde „eine Revolution für die Wettervorhersage und die Klimabeobachtung in Europa bringen“.
Präzisere Warnungen, mehr Schutz, weniger Schäden
Bevor MTG-S1 ins All abhob, war bereits ein Imager aus der Satellitenreihe in den Weltraum gestartet. Ein weiterer soll im kommenden Jahr folgen und die Konstellation vervollständigen. Gemeinsam sollen diese drei Instrumente die Entstehung von Gewitter sehen, bevor sich überhaupt Wolken bilden, und Unwetterwarnungen so präzisieren. Für ein gebirgiges Land wie Österreich stecke in den neuen Daten enormes Potenzial zur Verbesserung der regionalen, kleinräumigen Vorhersagen und letztlich zum Katastrophenschutz, hieß es zuletzt von Geosphere Austria.
Auf dem nun gestarteten Flugkörper befindet sich zudem der Satellit Sentinel-4 des Copernicus-Atmosphärenüberwachungsdiensts (CAMS) zur Beobachtung der Luftqualität. Das Instrument prüft die Zusammensetzung der Atmosphäre, etwa mit Blick auf Ozon und Stickstoffdioxid, und soll so genauere Informationen zur Luftverschmutzung in Europa liefern.
Technik & Schutzhülle aus Österreich
Neben der Thermalisolation, die den Wettersatelliten trotz der extrem rauen Umgebung im Weltraum konstant auf Zimmertemperatur halten kann, lieferte Beyond Gravity Austria eine Hightech-Kameraabdeckung für den Wettersatelliten in Form einer riesigen „Sonnenblende“. Diese Blende oder Kameraabdeckung (Solar Baffle Cover Assembly) hat einen Durchmesser von etwa einem Meter und schützt die Instrumente des Satelliten während des Starts vor Verunreinigungen. Sobald sich der Satellit im Weltall befindet, öffnet sich die Abdeckung ein einziges Mal und bleibt dann in der geöffneten Position verriegelt.
Die Kameraabdeckung wurde am Firmensitz in Wien-Meidling entwickelt und hergestellt. Das Unternehmen lieferte außerdem Nachfokussierungsmechanismen, mit deren Hilfe die optischen Instrumente des Satelliten nach den starken Erschütterungen beim Raketenstart wieder scharf sehen können. Zur präzisen Ausrichtung der Solarflügel und der großen Antenne wird Steuerungselektronik aus Österreich verwendet.
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