Vor 4 Stunden

Wie eine Schlüsseltechnologie-Offensive aussehen könnte

Wissenschaft, Forschung, Politik, aber auch Unternehmen und Investorinnen haben sich bei den Technology Talks Austria über die zentrale Bedeutung von Forschung, Technologie und Innovation für die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs und Europas ausgetauscht. Vor Ort war natürlich auch Innovationsminister und Eigentümervertreter des AIT – Austrian Institute of Technology Peter Hanke, der am Podium mit Innovation und Produktivität bewusst die beiden entscheidenden Hebel für Wettbewerbsfähigkeit ins Zentrum seiner Rede stellte.

“Wie bereits der Draghi-Report gezeigt hat, ist wachsende Produktivität der Schlüssel zu nachhaltigem Wohlstand. Doch das europäische Produktivitätswachstum lag in den vergangenen zehn Jahren deutlich unter jenem der USA und manch asiatischer Länder“, so Hanke. Die Hauptgründe sind für ihn zu geringe Investitionen in Innovationen und neue Technologien und zu wenig Konsequenz beim Ausbau der Digitalisierung. „Doch das ist kein Schicksal, sondern eine gemeinsame Gestaltungsaufgabe, die wir mit einer neuen Industriestrategie für Österreich angehen wollen.“

 

Innovationen seien der wichtigste Treiber für Produktivität in Österreich. “Wettbewerbsfähigkeit, Produktivität, Schlüsseltechnologien und die europäische Innovationsagenda sind die entscheidenden Zukunftsfragen für Österreich und Europa. Unser Land hat hier sehr gute Voraussetzungen: Wir sind als Industrieland breit aufgestellt und verfügen über technologische Stärkefelder, auf diesen gilt es nun aufzubauen. Darum starten wir jetzt mit einer zielgerichteten Schlüsseltechnologie-Offensive“, so Hanke weiter.

Diese Offensive ist dabei tragender Teil der Industriestrategie 2035, mit der man die österreichische Industrie unterstütze, den nächsten Innovations- und Transformationsschub mitzugestalten. Digitalisierung, KI und Quantentechnologien bieten dabei enorme Chancen – nicht nur für technologische Durchbrüche, sondern auch für völlig neue Geschäftsmodelle. „Was mir persönlich sehr wichtig ist: Innovation darf kein Selbstzweck sein, sondern soll den Menschen dienen – sei es durch bessere Arbeitsplätze, durch höhere Lebensqualität oder den Schutz unserer Umwelt“, betonte der Minister.

 

Die Schlüsseltechnologie-Offensive wird sich auf diese drei Säulen stützen:

  • Der bewussten Fokussierung auf jene fünf Schlüsseltechnologien, die für Österreich das höchste Wachstumspotenzial aufweisen. Konkret sind das: KI, Chips, Produktionstechnologien (einschließlich Robotik und Automatisierung), Quanten (einschließlich Photonik) sowie Fortgeschrittene Materialien (Advanced Materials).
  • Die Beschleunigung des Transfers von der Forschung in die Anwendung. Ziel ist es neue Ideen und Technologien schneller in die Marktreife zu übertragen. Österreich hat bereits erfolgreiche Ökosysteme aufgebaut, in denen Wissenschaft, Industrie, Dienstleister sowie Start-ups eng für Innovationen zusammenarbeiten. Dies muss nun auch bei neuen Schlüsseltechnologien wie KI gelingen.
  • Verstärkte Europäische Zusammenarbeit und Konzentration auf den Binnenmarkt. Die Schlüsseltechnologie-Offensive muss europäisch gedacht werden, die Neuaufstellung der Europäischen Forschungsförderung und Initiativen wie der European Competitiveness Fund bietet dazu hervorragende Gelegenheit.

Bereits jetzt sei es gleungen europäische Großvorhaben nach Österreich zu holen. Dazu zählen etwa die Quantum-Chips-Pilotlinien oder die AI Factory Austria, die als Brücken zwischen Forschung und industrieller Produktion diesen. „Darauf ruhen wir uns nicht aus, denn mein Anspruch ist es, den Innovationsstandort Österreich noch weiter nach vorne zu bringen. Die Schlüsseltechnologie-Offensive ist dazu der nächste wichtige Schritt“, so Hanke.

Halbleiter, KI, Quantentech

Europa habe „eine großartige Basis für Innovation und technologische Souveränität“, schaute auch EU-Vizepräsidentin Henna Virkkunen am Freitag bei den „Technology Talks Austria“ optimistisch in die Zukunft. Auch Österreich sei für die Herausforderungen gut aufgestellt, hieß es seitens der für Digitales zuständigen EU-Kommissarin sowie weiteren hochrangigen FTI-Vertretern Österreichs beim Pressefoyer.

Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müsse schnell und gemeinsam gehandelt werden. Bei Forschung und Start-ups sei man Weltklasse, dennoch gebe es laut Virkukunen im Technologiebereich Nachholbedarf. Auch müsse der Fragmentierung des Marktes begegnet werden. Sie verwies auf erste bereits verabschiedete Maßnahmen-Pakete, um den Markt auch einfacher zugänglich zu machen. Es gehe darum, regulatorische Hürden, die bremsen, zu minimieren – auch wenn etwa im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) einheitliche Regeln das Vertrauen heben.

Virkkunen nannte die Halbleiter-, KI- und Quanten-Entwicklungen als zentrale Handlungsfelder für mehr technologische Souveränität. „In allen drei Bereichen ist Österreich stark“, so die Finnin. Mit Blick auf Europa gelte es etwa, die Produktion von Mikrochips wieder zurückzubringen oder KI-Entwicklungen mit einem besseren Zugang zu Rechenkapazitäten zu unterstützen.

So habe man auch schon einige „AI Factories“, ausgestattet mit Supercomputern, im EU-Raum aufgebaut – auch in Österreich steht ein solche in den Startlöchern, unter Leitung von Advanced Computing Austria (ACA) und dem AIT in Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen und industriellen Partnern. Darauf aufbauend wolle man in Europa noch vier bis fünf „AI Gigafactories“ schaffen. Und: Bei KI könne Europa immerhin auch mehr Forschende vorweisen als die USA oder China. Daher investiere man in diese notwendige Infrastruktur.