Kategorie Innovation & Technologie - 15. Oktober 2025

AIT eröffnet modernstes Wärmepumpenlabor Österreichs

Hightech-Infrastruktur für die Energiewende: Neue Prüfstände ermöglichen realitätsnahe Tests bis 100 kW Heizleistung und stärkt Österreichs Rolle als Innovationsstandort für klimaneutrale Wärmetechnologien

Im Wärmesektor, der inklusive industrieller Prozesswärme mehr als die Hälfte des Endenergieverbrauchs in Österreich ausmacht, schreitet der Ausstieg aus Gas- und Ölheizungen kontinuierlich voran. Besonders der Absatz von Wärmepumpen steigt enorm. Dennoch liegt der Anteil erneuerbarer Energie in der Raumwärme erst bei rund 40 Prozent. Besonders im verdichteten urbanen Raum und im unsanierten Gebäudebestand besteht weiterhin hoher Handlungsbedarf.

Um diesem Bedarf gerecht zu werden und die Abkehr von fossilen Brennstoffen im Wärmesektor weiter voranzutreiben, hat das AIT Austrian Institute of Technology diese Woche das modernste Wärmepumpenlabor Österreichs im Beisein von Bundesminister Peter Hanke mit einer feierlichen Eröffnung in Betrieb genommen und damit einen wichtigen Impuls für die Dekarbonisierung des Wärmesektors gesetzt. Auf Hightech-Prüfständen können Wärmepumpensysteme nun mit bis zu 100 kW Heizleistung unter realitätsnahen Bedingungen getestet werden. Das neue Labor bietet Kund:innen aus der Industrie und Partner:innen aus der Forschung ideale Voraussetzungen für die Entwicklung und Optimierung effizienter Systeme.

Eröffnung des Wärmepumpenlabors beim AIT © BMIMI/Holzer

„Wärmepumpen sind eine zentrale Technologie für die Wärmewende und damit für das Erreichen unserer Klimaziele. Einrichtungen wie das neue Wärmepumpenlabor des AIT leisten einen wichtigen Beitrag, um heimische Innovation zu fördern, die Industrie zu stärken und Österreich als Vorreiter bei nachhaltigen Energietechnologien international zu positionieren“, so Peter Hanke, Bundesminister Innovation, Mobilität und Infrastruktur, anlässlich der Eröffnung. „Das AIT ist ein strategischer Wegbereiter und ermöglicht mit seiner einzigartigen Forschungsinfrastruktur Entwicklung und Spitzenforschung auf internationalem Niveau.“

Die Geschäftsführung des AIT sieht im neuen Wärmepumpenlabor eine „Infrastruktur, die den Brückenschlag zwischen angewandter Forschung und industrieller Umsetzung perfekt ermöglicht“. Mit einer Investition von rund drei Millionen Euro setze das AIT ein klares Zeichen für den Ausbau exzellenter Forschungsinfrastruktur. „Erstklassige Labor- und Testeinrichtungen sind eine zentrale Grundlage für erfolgreiche Kooperationen mit der Industrie und mit Forschungspartnern in ganz Europa“, so die Co-Geschäftsführer:innen Brigitte Bach, Andreas Kugi und Alexander Svejkovsky.

Die neue Laborinfrastruktur kombiniert am AIT modernste Prüfstände, Simulationen und Messmethoden und ermöglicht damit die Entwicklung, Qualitätssicherung und Optimierung zukünftiger Wärmepumpengenerationen. „Das Labor erlaubt Tests bis 100 kW Heizleistung für Anwendungen im gewerblichen und großvolumigen Gebäudebereich, unterstützt Luft als dominierende Wärmequelle, verfügt über modernste Schallmessausstattung und ist für alle relevanten Kältemittelklassen – einschließlich brennbarer Kältemittel – ausgelegt“, erklärt Thomas Fleckl, Leiter der Abteilung für nachhaltige thermische Energiesysteme am AIT.

Wärmepumpen gelten heute als Schlüsseltechnologie der Energiewende: Sie erfüllen alle Kriterien erneuerbarer Energien, nutzen verfügbare Umweltwärme hocheffizient und sind angesichts knapper werdender Ressourcen unverzichtbar für eine nachhaltige Wärmeversorgung. In vielen europäischen Ländern sind Wärmepumpen bereits die meistverkaufte Heizungstechnologie – ein Trend, der durch den steigenden Komfortbedarf und den zunehmenden Kühlbedarf infolge des Klimawandels weiter verstärkt wird. Ob im Neubau oder in der Sanierung, in Einfamilienhäusern oder großvolumigen Gebäuden – Wärmepumpen bieten in allen Größenordnungen hohe Effizienzpotenziale.

Österreich und Europa verfügen über eine starke Hersteller- und Forschungslandschaft, die sich in einem intensiven globalen Wettbewerb behauptet. Die neue Laborinfrastruktur ist für Industriekunden essentiell, um innovative Komponenten und Wärmepumpen zu entwickeln und zu testen.

Zahlen, Daten & Fakten

Das Wärmepumpenlabor wurde mit einer Bauzeit von zwölf Monaten im Oktober 2025 und einem Investitionsvolumen von drei Millionen Euro fertiggestellt. Das Labor bietet Prüfstände für Geräte bis 100 kW Heizleistung und deckt damit insbesondere den wachsenden Markt im gewerblichen und großvolumigen Gebäudebereich ab. Im Fokus stehen Luftwärmepumpen – die mit Abstand marktstärkste Technologie –für alle relevanten Kältemittelklassen, einschließlich brennbarer Kältemittel, Zur Ausstattung zählen zudem Einrichtungen zur Schalloptimierung, die Möglichkeit zur dynamischen Betriebsweise in Kombination mit Simulationsmodellen.

Einblick in die Forschung: Projekte zur Entwicklung von Wärmepumpentechnologien: Mit rund 25 Jahren Erfahrung und mehr als 700 getesteten Wärmepumpensystemen zählt das AIT zu den führenden europäischen Forschungsinstitutionen auf diesem Gebiet. Im Fokus steht die Weiterentwicklung effizienter, klimafreundlicher Wärmepumpentechnologien – von der Gebäudetechnik bis hin zu vernetzten Energiesystemen.

Das Projekt Gasthermenersatz demonstriert, wie fossile Gasthermen künftig durch nachhaltige, kompakte und schalloptimierte Wärmepumpensysteme ersetzt werden können. Der modulare Ansatz ermöglicht den schrittweisen Umstieg pro Wohnung – ohne Eingriff in andere Einheiten – und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung des großvolumigen Wohnbaus.

Im europäischen Forschungsprojekt HYPERGRYD entwickelt das AIT gemeinsam mit 18 Partnern aus sieben Ländern Lösungen zur intelligenten Kopplung von thermischen und elektrischen Netzen. Ziel ist es, durch digital gesteuerte, erneuerbare Energielösungen die Integration von Wärme- und Stromsystemen zu beschleunigen und den Übergang zu vierten und fünften Generationen der Fernwärme und -kälte zu ermöglichen.

Das gemeinsame PhD-Programm HEAPNOSYS („Heat Pumps as the driver of Intelligent Energy Systems“) mit der KTH Schweden fokussiert sich auf Innovationen im Bereich der Gebäudeheizung und -kühlung in dicht besiedelten städtischen Gebieten. Es verbindet Grundlagenforschung mit angewandter Entwicklung – von prototypischen Wärmepumpensystemen bis zu digitalen Zwillingen – und trägt so entscheidend zur technologischen Exzellenz und Innovationskraft in diesem Zukunftsfeld bei.