Kategorie Innovation & Technologie - 20. Mai 2025

Neue Bausteine für den Hochlauf der Wasserstoffinfrastruktur in Österreich

Der Demobetrieb im 2023 eröffneten Wasserstoffspeicher Rubensdorf/Gampern konnte nach Information der RAG Austria erfolgreich abgeschlossen werden. Als „Underground Sun Storage 2030“ (USS 2030) lief das Projekt in Oberösterreich seit 2023 im Rahmen der FTI-Initiative „Vorzeigeregion Energie“ des Klima- und Energiefonds, dotiert aus Mitteln des Bundesministeriums für Innovation, Mobilität und Infrastruktur (BMIMI). Die Ergebnisse bestätigen die technische Umsetzbarkeit der großvolumigen Sommerstrom-Speicherung in ausgeförderten Gaslagerstätten, die als ein wichtiges Modul zum Hochlauf der Wasserstoffinfrastruktur in Österreich gelten. Allein im Speicher Rubensdorf wurden nach Auskunft der RAG rund 500.000 m³ Wasserstoff über mehrere Monate gelagert und in hoher Reinheit wieder aus der Lagerstätte entnommen.

Sondenanschluss der RAG an der ehemaligen Gaslagerstätte Rubensdorf

Mit diesen Erkenntnissen können Wasserstoff-Speicherdienstleistungen nun besser skaliert und kommerziell angeboten werden. Der gespeicherte Wasserstoff wird bereits heute für die Produktion von CO2-freiem Strom und CO2-freier Wärme durch das RAG-eigene Blockheizkraftwerk (BHKW) am Standort in Gampern genutzt. Zudem würden dort nun weitere Speicherzyklen in einem EU-Folgeprojekt starten. Hinzu kommt ein weiteres kommerzielles Anwendungsbeispiel im Projekt „Seasonal Storage für Energiegemeinschaften“, welches mit der Gemeinde Gampern aufgezogen wird.

Grüner Überschuss für den Winter

Aktuell zeige die Sommerstromproduktion bereits im Mai sehr deutlich, dass die Spitzenproduktionen von Sonnenenergie, die damit einhergehenden niedrigen bis negativen Preise und die Konkurrenz zwischen Sonnenstromproduktion und Wasserkraft eine passende Speicherlösung benötigen, um volkswirtschaftlich sinnvoll erneuerbare Stromproduktion zu betreiben, heißt es von Seiten der RAG. Batterie- und Pumpspeicher könnten diese Strommengen und -leistungen nicht langfristig und großvolumig übernehmen und speichern, weshalb Power-to-Gas und der Energieträger Wasserstoff die geeignete Technologioe seien, den grünen Überschuss in den Winter zu bringen.

„Es ist uns weltweit erstmalig gelungen, nachzuweisen, dass großvolumige Speicherung in Form von reinem Wasserstoff in Gaslagerstätten im Realumfeld funktioniert“, so Stephan Bauer, Leiter Green Gas Technology bei RAG Austria. „Damit können wir die Aussagen, die dieser Speichertechnologie eine mangelnde technologische Reife attestieren, widerlegen.“

2023 wurde der weltweit erste Wasserstoffspeicher in einer unterirdischen Sandstein-Gaslagerstätte im Gemeindegebiet von Gampern eröffnet. Der Projektbetrieb hatte zwei Speicherzyklen als Ziel, die nun erfolgreich abgeschlossen wurden. Dabei bestätigte sich erneut die technische Umsetzbarkeit dieser vielversprechenden und großvolumigen Wasserstoffspeichertechnologie. Über den gesamten Betriebszeitraum konnte ein sicherer und mit der Erdgasspeicherung vergleichbarer technischer Betrieb realisiert werden. Die erzielte Wasserstoffqualität bei der Auslagerung erfüllt die Anforderungen an die Einspeisung in eine Wasserstoffleitungsinfrastruktur. Damit ist allen Projektteilnehmenden ein entscheidender Schritt in Richtung kommerzieller Anwendung der sicheren, saisonalen und großvolumigen Speicherung von erneuerbarer Energie in Form von Wasserstoff in natürlichen unterirdischen Lagerstätten gelungen.

Fortführung findet das Projekt nun in EUH2STARS, einem weiteren ambitionierten, industriegetriebenen Vorzeigeprojekt für die Entwicklung der marktreifen Wasserstoffspeicherung in unterirdischen Sandstein-Gaslagerstätten. Das Projektkonsortium setzt sich aus Gasspeicherbetreibern, Technologieanbietern, Versorgungsunternehmen und Forschungsorganisationen zusammen und wird, nachdem es sich erfolgreich für die Ausschreibung Horizon Europe Framework Programme (HORIZON) zur Untersuchung und Skalierung der großvolumigen unterirdischen Speicherung von Wasserstoff beworben hat, von Clean Hydrogen Partnership und ihren Mitgliedern unterstützt. Das Projekt hat eine Laufzeit bis September 2029.

Neue Wasserstoff-Tests in Wiener Gaskraftwerk

Wie ehemalige Erdgasspeicher für die Speicherung von Wasserstoff dienlich sein können, erprobt weiterhin die Wien Energie. Dazu wurde bereits das Kraftwerk Donaustadt umgerüstet und der weltweit erste Wasserstoff-Betriebsversuch in einer Gasturbine absolviert. Neue Tests zur Beimischung von Wasserstoff (H2) in einem Gaskraftwerk sollen die eingesetzten Mengen nun nach oben schrauben. Dieses Mal soll „es dann schon in Richtung 30 Prozent gehen“, erklärte der Generaldirektor der Wiener Stadtwerke, Peter Weinelt, bei einem Medientermin in der Elektrolyseanlage, wo die Wien Energie aus Strom und Wasser grünen Wasserstoff erzeugt.

Der umweltfreundliche Energieträger Wasserstoff wird dem normalerweise eingesetzten Erdgas beigemischt. An einzelnen Testtagen wurde bereits ein Anteil von 15 Volumenprozent Wasserstoff beigemischt. Im zweiten Schritt ist geplant, den Anteil zu verdoppeln. Ist der Versuch erfolgreich, soll die Anlage für den Dauerbetrieb zertifiziert werden. Schon bei 15 Volumenprozent Beimischung von grünem Wasserstoff im Kraftwerk Donaustadt würden jedes Jahr rund 33.000 Tonnen CO2 eingespart werden.

Die Produktion des Wasserstoffs geschieht in einer 3-Megawatt-Pilotanlage in der Nähe des Wiener Gasometers. Neben Wien Energie und RheinEnergie sind auch Siemens Energy und Verbund beteiligt, da sie nahezu baugleiche Gasturbinen im Einsatz haben. Sie arbeiten im „Heavy-Duty“-Einsatz und erzeugen rund um die Uhr Wärme sowie je nach Auslastungsgrad auch Prozessdampf, Fernwärme und Strom. Rund zehn Millionen Euro haben die Projektpartner in den Betriebsversuch investiert, das BMIMI ist über den Klima- und Energiefonds mit knapp 2,6 Millionen Euro am Projekt beteiligt.

Neue Maßstäbe für grüne Wasserstofftechnologie an der TU Graz