Kategorie Innovation & Technologie - Vor 6 Tagen
EU-Chips-Designplattform: »Österreich als Schlüsselnation bei Halbleiterdesign«
Halbleiter-Start-ups sowie kleine und mittlere Unternehmen und Forschungseinrichtungen ohne eigene Fertigungsstätten sollen europaweit leichteren Zugang zu Halbleiterdesign-Infrastruktur, Weiterbildung und Kapital erhalten. Als Folge des Europäischen Chips Act wird hierzu die EU-Chips-Designplattform eingerichtet. Zwölf europäische Partner bündeln dazu ihre Kräfte. Für Österreich sind die Silicon Austria Labs mit Standorten in Graz, Villach und Linz im Konsortium vertreten. Ziel dieser Initiative ist es, durch die Bereitstellung der nötigen Ressourcen Innovationen im Bereich von Halbleitertechnologien – mit besonderem Fokus auf Chipdesign – in Europa zu demokratisieren und zu fördern.
Halbleiter sind aus unserem Alltag längst nicht mehr wegzudenken, die entsprechende Industrie bildet zudem das Rückgrat moderner Technologien und treibt von Kommunikationsgeräten bis hin zu modernen medizinischen Geräten so gut wie alle Technik an. Sie finden sich in Tablets, Computern und vielen smarten Anwendungen, die etwa zur Steigerung der Energieeffizienz eingesetzt werden, aber auch im Verkehr, beispielsweise bei Fahrerassistenzsystemen, wo sie auf dem Weg zur Automatisierung eine entscheidende Rolle spielen.
“Gerade für Österreich bieten Halbleiter eine immense Wachstumschance. Der Bedarf steigt ständig, alleine bis 2030 könnte sich die Nachfrage nach Mikrochips laut einer Umfrage der EU-Kommission verdoppeln. Österreich befindet sich hier in einer guten Ausgangslage, denn unser Land hat sich in den vergangenen Jahren als bedeutender Akteur etabliert”, so Innovationsminister Peter Hanke.
Die ersten Start-ups sowie kleine und mittlere Unternehmen sollen ab Frühjahr 2026 in die Plattform aufgenommen werden, wo ihnen ein niederschwelliger Zugang zu europäischen Designkapazitäten einschließlich Route-to-Chip-Fertigung, Packaging und Tests geboten wird. Darüber hinaus wird über die Plattform ein Zugang zu kommerziellen EDA-Tools (Electronic Design Automation), Bibliotheken für geistiges Eigentum (IP), Technologien von EU-Chips-Act-Pilotlinien und Design-IP-Speicher einschließlich Open-Source-Optionen ermöglicht. Zusätzlich wird ein Förderprogramm für Start-ups mit Entwicklungs-, Beschleunigungs- und Mentoring-Aktivitäten sowie finanzieller Unterstützung angeboten, um Unternehmen in der Anfangsphase bei der Umsetzung ihrer innovativen Ideen zu helfen.
Koordiniert wird die Plattform von Interuniversity Microelectronics Centre (imec) im belgischen Löwen (Leuven), einem der größten Forschungszentren für Nano- und Mikroelektronik in Europa. „Die EU Chips Design Platform wird Start-ups und KMUs wichtige Ressourcen bereitstellen, um ihre Designprozesse zu beschleunigen und ihre Geschäftsideen schneller auf den Markt zu bringen. Indem wir die Zugangsbarrieren zu Design-Know-how, einschließlich EDA-Tools und IP, abbauen und die Kosten für Chipdesign und -herstellung sowie die Markteinführungszeit drastisch senken, werden wir das Wachstum der europäischen Chipdesign-Branche ankurbeln“, wie Romano Hoofman, Projektkoordinator bei imec, erläutert.

Vertreter der zwölf Konsortiumsmitglieder versammelten sich im Internationalen Iberischen Nanotechnologielabor in Braga, Portugal: Von 2025 bis 2028 ist im Rahmen der EU Chip Design Platform unter Leitung des Imec die Schaffung eines barrierefrei zugänglichen, EU-weiten Halbleiter-Ökosystems geplant. © imec
Für Bundesminister Hanke steht deshalb fest: „Ein wettbewerbsfähiger Industriestandort Österreich ist Ergebnis eines starken Innovationsstandorts Österreich.“ Deshalb habe man auch im Regierungsprogramm einen bewussten Schwerpunkt auf „Förderung von Schlüsseltechnologien“ wie etwa der Halbleiterindustrie gelegt. „Mit den Silicon Austria Labs verfügt Österreich über ein Spitzenforschungszentrum mit hoher Kompetenz und der Fähigkeit, unseren Standort langfristig als Schlüsselnation der europäischen Halbleiterszene abzusichern“, so Hanke.
Silicon Austria Labs (SAL) ist maßgeblich am Aufbau der gesamten Plattform beteiligt, bietet Support und Schulungen an und stellt Open-Source-Tools für Electronic Design Automation (EDA) bereit. „Die EU-Chips-Designplattform wird den Zugang zu IC-Design und -Herstellung revolutionieren und Kosten- und Wissensbarrieren abbauen. Die Rolle von SAL besteht darin, wirksame und nachhaltige Strategien umzusetzen, um sicherzustellen, dass die Plattform nahtlos funktioniert – vom Systemkonzept bis zum Siliziumprodukt“, erklärte dazu Emanuele Bottino, Senior Staff Research Engineer und Projektleiter bei SAL. Zusätzlich soll ein Förderprogramm mit Inkubations-, Beschleunigungs- und Mentoring-Aktivitäten sowie finanzieller Unterstützung jungen Unternehmen helfen, innovative Ideen umzusetzen.
Das internationale Koordinationsteam der Plattform umfasst insgesamt zwölf renommierte Institutionen aus ganz Europa, darunter auch CEA (Frankreich), Fraunhofer (Deutschland), IHP (Deutschland), Technische Universität Eindhoven (Niederlande) oder das Spanish National Research Council (Spanien).
Das österreichische Forschungszentrum für elektronikbasierte Systeme, Silicon Austria Labs, wurde 2018 als außeruniversitäres Spitzenforschungszentrum im Bereich der elektronikbasierten Systeme gegründet. In Graz, Villach und Linz wird an Schlüsseltechnologien in den Bereichen Microsystems, Sensor Systems, Power Electronics, Intelligent Wireless Systems und Embedded Systems mit wesentlichen Akteuren aus Industrie und Wissenschaft gemeinsam geforscht. Es steht im Eigentum der Republik (50,1 Prozent) sowie der Länder Steiermark und Kärnten (je 10 Prozent), Oberösterreich (4,95 Prozent) und dem Fachverband für Elektro- und Elektronikindustrie (24,95 Prozent).