23. Oktober 2025

Bahninfrastruktur: Per Hydrojet in ein neues Zeitalter der Eisenbahntunnelreinigung

Eine funktionierende Bahninfrastruktur ist das Rückgrat des österreichischen Schienenverkehrs. Tunnel spielen dabei im Alpenland Österreich eine ganz besondere Rolle – und auch deren Pflege, die bei den ÖBB mit immer neuen und innovativeren Methoden vonstattengeht.

So ist etwa eine zuverlässige Entwässerung für die Sicherheit und Langlebigkeit der Tunnelanlagen unverzichtbar. Um Ablagerungen in den Entwässerungssystemen effektiv zu beseitigen, ohne den Bahnverkehr zu beeinträchtigen, kommt modernste Technik zum Einsatz: der Hydrojet. Mit seinem neuartigen Reinigungssystem ermöglicht er eine effiziente Wartung der Tunnelentwässerung – ganz ohne Streckensperre – und setzt damit neue Maßstäbe in der Instandhaltung der österreichischen Bahninfrastruktur.

Der Hydrojet beinhaltet ein neues, teilweise ferngesteuertes und automatisiertes Spülsystem, das Modulares Drainagespülsystem Bahn (MDB02). Dieses System erleichtert den Instandhaltungsaufwand von Eisenbahntunneln und reduziert die damit verbundenen Gleissperren.

„Mit wachsendem Verkehrsaufkommen und mehr Tunneln steigt der Reinigungsbedarf, während Wartungszeiten schrumpfen“, so Judith Engel, Vorständin ÖBB-Infrastruktur AG. Hier komme das ferngesteuerte, automatisierte Modulare Drainagespülsystem Bahn in Spiel: „Es reinigt im laufenden Betrieb, wodurch nur noch wenige, kurze Gleissperren für den Transport des Systems notwendig sind.“

Revolution in der Eisenbahntunnelreinigung

Damit die verbauten Entwässerungssysteme, die sogenannten Tunneldrainagen, dauerhaft und zuverlässig funktionieren, müssen sie regelmäßig gewartet werden. Viele Tunnelbauwerke sind von mineralischen Ablagerungen betroffen, die zu einer fortschreitenden Verengung der Drainageleitungen und zu einem erhöhten Bergwasserdruck führen. Um diese Ablagerungen zu entfernen, waren bislang aufwendige Reinigungen mit mehrmaligen Gleissperren pro Jahr erforderlich.

Mit dem MDB02 beginnt nun ein neues Kapitel: Die Tunnelreinigung wird nicht nur automatisiert und effizienter, sie wird grundlegend revolutioniert. Wartungsarbeiten können künftig regelmäßig und bei durchgängigem Bahnverkehr durchgeführt werden. Dies geschieht sicher, flexibel und ohne Betriebsunterbrechung. Dafür haben die ÖBB das Unternehmen FCC Austria Abfall Service AG mit an Bord geholt, mit dem die Vorgängermaschine gezielt weiterentwickelt wurde.

 

Beim Drainagespülen wird das hochmoderne Reinigungssystem direkt über dem zentralen Spülschacht im Tunnel positioniert und ermöglicht die ferngesteuerte Spülung aller Drainagen in beiden Fahrröhren. Auch die Spüldüse, ausgestattet mit einer integrierten Kamera, wird vom Instandhaltungsstützpunkt aus eingefädelt. Dank der neuen Technologie können deutlich mehr Meter in einem Durchgang gereinigt werden – statt bisher rund 150 Meter sind zum Beispiel im Granitztaltunnel nun über 2.000 Meter möglich.

Nach Abschluss des Spülvorgangs wird das MDB02 während einer Betriebspause zum nächsten Einsatzort transportiert. Der reguläre Bahnbetrieb kann während der Spülung weiterlaufen. Zusätzlich zum ferngesteuerten Betrieb ist es möglich, vom Gleis aus zu spülen, was den Prozess weiter flexibilisiert.

Dieses neue Verfahren hat angesichts der bevorstehenden Inbetriebnahme großer Infrastrukturprojekte wie dem Koralmtunnel, dem Granitztaltunnel und später dem Semmering-Basistunnel eine besondere Relevanz. Insgesamt kommen dadurch jährlich rund 750 Kilometer Drainagen hinzu, die gewartet werden müssen. Das bisherige konventionelle Spülen wird im Bestandsnetz grundsätzlich weitergeführt. Das MDB02 eröffnet aber Einsatzmöglichkeiten auch in bestehenden Tunnelanlagen – und natürlich bei künftigen Neubauprojekten.