Kategorie Klima- & Umweltschutz - 10. April 2025

Europas erste schwimmende Stör-Aufzuchtstation liegt nun in Wien an der Donau

LIFE-Boat4Sturgeon: Bis 2030 sollen rund 1,6 Mio. Jungfische aufgezogen und ausgewildert werden

Heute wurde die MS Negrelli feierlich als LIFE-Boat4Sturgeon eröffnet – ein Meilenstein für den Schutz der vom Aussterben bedrohten Donaustöre. Das Schiff des österreichischen Wasserstraßenbetreibers viadonau hat direkt an der neuen Anlegestelle der Stadt Wien auf der Donauinsel angelegt und wird als einzige schwimmende Aufzuchtstation in Europa in den kommenden Jahren eine zentrale Rolle dabei spielen, die letzten vier Störarten der Donau zu erhalten.

© viadonau/Zinner

Störe, die es seit 200 Millionen Jahren gibt, gilt es zu erhalten und schützen. Bei der offiziellen Eröffnung des LIFE-Boat4Sturgeon wurd einmal mehr betont, wie entscheidend dieser gemeinsamer Einsatz ist, um den Lebensraum der Störe zu sichern und eine nachhaltige Zukunft für die Donau zu schaffen.

1,6 Millionen Jungfische bis 2030

„Lebensraum, Energiequelle, Wasserstraße und Naturparadies – die Donau ist von unschätzbarem Wert für uns alle. Gemeinsames Ziel ist es, den einzigartigen Lebensraum zu erhalten und zu schützen. Dafür braucht es unser entschlossenes Handeln, gerade wenn Tierarten vor dem Aussterben bedroht sind“, lobt Bundesminister Peter Hanke (BMIMI) das Engagement.

Störe sind die am stärksten bedrohte Tierfamilie der Welt, reagieren sehr empfindlich auf Umwelteinflüsse und sind gute Indikatoren für ein gesundes Flusssystem. Deshalb ist auch der Schutz von Gewässerlebensräumen in Österreich wichtig. Aufgrund von Lebensraumverlust durch Stauhaltung und Regulierung finden sich in der österreichischen Donau nur noch kleinste Vorkommen der einst König der Donau genannten Art, die sich nun kaum mehr selbst reproduzieren kann.

 

In der Donau sind zwei von sechs Arten bereits ausgestorben. Drei Arten werden aktuell noch vereinzelt in der unteren Donau nachgewiesen, die natürliche Vermehrung findet nur noch sporadisch statt. Die extrem kleinen Populationen können sich nicht aus eigener Kraft erholen, sondern benötigen eine Unterstützung durch das Aussetzen genetisch gesunder und vielfältiger Jungfische, die durch die Aufzucht im Flusswasser an ihre Heimatgewässer angepasst und für ein Überleben in freier Wildbahn geeignet sind.

Im Vorgängerprojekt konnten so bereits 240.000 Sterlets in einem Aufzuchtcontainer auf der Donauinsel großgezogen und ausgewildert werden. Mit der neuen Station sollen nun bis 2030 rund 1,6 Millionen Jungfische aufgezogen und anschließend in unterschiedlichen Donauabschnitten ausgewildert sein. Neu ist auch, dass die schwimmenden Aufzuchtstation der Bevölkerung und vor allem Schülerinnen und Schüler offen steht und damit das Projekt hautnah vermittelt werden kann.

Die MS Negrelli als LIFE-Boat4Sturgeon

Die MS Negrelli war ursprünglich als Steintransportschiff der viadonau auf dem europäischen Strom unterwegs. „Mit dem Umbau unseres Schiffes in eine schwimmende Aufzuchtstation leben wir Artenschutz und helfen mit, die gefährdeten Störarten in der Donau vor dem Aussterben zu bewahren“, so viadonau-Geschäftsführer Hans-Peter Hasenbichler.

Die wichtigsten Fakten zur MS Negrelli – ein Schiff, das Mutterfischen und jungen Stören ein Zuhause im Wiener Donauwasser bietet:

  • Baujahr: 1966 (Linz)
  • Länge: 66 Meter
  • Breite: 10 Meter
  • Tragfähigkeit: 347,46 Tonnen
  • Aufzuchtbecken: 35 (1 großes Mutterfischbecken mit 110 m³, 12 Rundbecken, 22 Langstromrinnen)
  • Donauwasser: 35 Liter Donauwasser werden pro Sekunde durch das Aufzuchtsystem gepumpt
  • Rohrleitungen: 350 Meter wurden für die Aquakultur verlegt
  • Störe: 1,6 Millionen Jungfische sollen bis 2030 aufgezogen und anschließend in unterschiedlichen Donauabschnitten ausgewildert werden

Ab Sommer können Interessierte das Projekt bei Führungen auf der MS Negrelli erleben. Mehr Informationen zum Projekt: https://lb4sturgeon.eu.

LIFE-Boat4Sturgeon wird von der BOKU Wien geleitet. Das Projektvolumen beträgt insgesamt 11,8 Millionen Euro, wo von 67 Prozent das EU-Programm LIFE übernimmt. Das EU-Projekt LIFE-Boat4Sturgeon wird federführend von der BOKU University gemeinsam mit den Partner:innen Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft (BMLUK), Stadt Wien und viadonau durchgeführt. Hinzu kommen nationale und internationale Partner:innen.