Kategorie Mobilität - 18. Juni 2025
Letzte ÖBB-Seilbahn ist nun als Museumsstück zu bewundern
Die ab 1951 in Betrieb befindliche nicht öffentliche Werkseilbahn Enzingerboden-Tauernmoos-Weißsee stellte bis 2023 den ganzjährigen Zugang zu den im hochalpinen Gelände gelegenen Kraftwerks-Bauwerken sicher
Über 70 Jahre lang war die einzige ÖBB Personenseilbahn im Salzburger Stubachtal im Dienst und hat damit Geschichte geschrieben. Knapp zwei Jahre nach ihrer letzten Fahrt haben die ÖBB jetzt Teile der historischen Stubach-Weißsee-Bahn an das Technische Museum Wien (TMW) übergeben, wo die ÖBB-rote Gondel künftig in der Dauerausstellung Mobilität zu sehen sein wird. Gleichzeitig sind die Vorbereitungen für die im Herbst startende Sonderausstellung zu 200 Jahre Eisenbahn in vollem Gange.

TMW-Generaldirektor Peter Aufreiter und ÖBB Infrastruktur-Vorstand Johann Pluy (v.l.) bei der feierlichen Übergabe der ÖBB Gondel an das Technische Museum Wien. (© Technisches Museum Wien)
Mit der Erweiterung der Kraftwerksgruppe Stubachtal, einem System aus sechs Bahnstrom-Wasserkraftwerken, wurde 1948 auch der Bau einer neuen Werksseilbahn begonnen. Seit ihrer Inbetriebnahme 1951 brachte die Pendelbahn dann Personen und für den Ausbau benötigte Güter zu den beiden Stauseen Tauernmoos- und Weißsee. Drei Jahrzehnte lang wurde sie sogar für den öffentlichen Verkehr genutzt – ein Unikat in der ÖBB-Geschichte. Erst nach dem Bau eines touristischen Seilbahnprojekts zum Weißsee war es mit dem öffentlichen Verkehr vorbei. Die Seilbahn blieb seitdem als nicht-öffentliche Werksbahn erhalten, um zu den Oberwasseranlagen der Kraftwerke zu gelangen.
Mit der letzten Ausbaustufe wurde dort ein Zufahrtstunnel errichtet, in dem nun Lkw und Sondertransporte fahren und Instandhaltungs- und Wartungsarbeiten wetterunabhängig gemacht werden können. Damit war die Bahn für den Kraftwerksbetrieb nicht mehr nötig. Am 31. August 2023 absolvierte sie ihre offiziell letzte Fahrt, anschließend wurden die Bahnanlagen zum Teil abgebaut. Die freiwerdenden Flächen werden in den kommenden Jahren renaturiert. Mit der Übersiedelung ins Technische Museum Wien folgt nun das nächste Kapitel in der bewegten Geschichte der bisher einzigen Seilbahn der ÖBB.
„Die Stubach-Weißsee-Bahn ist nicht nur eine technische Meisterleistung, sondern hat auch jahrzehntelang Menschen und Güter im Stubachtal sicher transportiert. Wir freuen uns, dieses ÖBB Unikat mit der Übergabe an das Technische Museum Wien für zukünftige Generationen zu bewahren und damit die nachhaltige Bedeutung unserer Infrastruktur für alle sichtbar zu machen“, so Johann Pluy, Vorstand der ÖBB-Infrastruktur AG.
Die Stubach-Weißsee-Bahn war aber nicht nur die bisher einzige Personenseilbahn der ÖBB, sondern zeichnete sich auch durch eine technische Besonderheit aus: In der Mittelstation konnten die in der Gondelkabine mitgeführten Güter abgesenkt werden und über ein zweigleisiges Schienensystem samt manueller Weiche zur zweiten Sektion transportiert und anschließend wieder an das Laufwerk Richtung Bergstation gehängt werden. Diese Innovation ist auch ein Grund dafür, dass die Gondel ab sofort in der Dauerausstellung Mobilität des TMW zu sehen ist.
Im TMW zeigt man sich ob der Schenkung eines solch außergewöhnlichen Objekts begeistert: „Mit dieser Gondel können wir den Besucherinnen des TMW ein Stück österreichischer Verkehrsgeschichte näherbringen und bereits jetzt einen Vorgeschmack auf die Sonderausstellung im Herbst zum 200-jährigen Jubiläum der Eisenbahn zu geben“, so Peter Aufreiter, Generaldirektor TMW.
1825 wurde in England die erste öffentliche Eisenbahnstrecke eröffnet – anlässlich dieses Jubiläums startet im Herbst 2025 eine Sonderausstellung im Technischen Museum Wien. Sie zeichnet anhand beeindruckender Eisenbahnmodelle aus der umfangreichen Sammlung des Museums die Erfolgsgeschichte dieser Schienenfahrzeuge nach, stellt Aktualitätsbezüge her und wirft einen Blick in die Zukunft. In fünf verschiedenen Ausstellungskapiteln erfahren Besucher:innen, warum die Zeitmessung eine Erfindung der Eisenbahn war und wie dieses heute nicht mehr wegzudenkende Transportmittel Menschen, Gesellschaft, aber auch unsere Sprache beeinflusst hat. Die Ausstellung erzählt von der Demokratisierung des Reisens, vermittelt die Komplexität hinter der Infrastruktur und unterhält zusätzlich zu den einzigartigen Modellen mit einer Medieninstallation und weiteren Interaktiva.